Amsterdams Sehenswürdigkeiten: Das kleinste Haus der Stadt!

In die Geschichte Amsterdams einzutauchen ist nicht schwer, finden sich doch an jeder Ecke historische Artefakte, Inschriften und auch Denkmäler, die die bewegte Vergangenheit der Stadt in die Gegenwart transportieren

Lana de Wit

Die meisten der kleinen Häuser stammen noch aus alter Zeit, als die Besteuerung des Hauses nach der Breite an der Frontseite bemessen wurde. So entstanden höchst ungewöhnliche Gebäude mit einer extrem schmalen Giebelfassade, die sich bei den Häusern am Kanal zur Rückseite hin deutlich verbreiterten. Hier finden sich einige interessante Bauwerke mit Relief- und Stuckarbeiten, die weitestgehend originalgetreu erhalten geblieben sind und von den Besitzern liebevoll gepflegt und restauriert werden. Unter diesen Häusern sticht das mit der Adresse Am Singel 7 heraus, ist es doch das Haus mit der wahrscheinlich kleinsten Fassade der Welt, welche lediglich gut einen Meter Breite misst. Wie bei den meisten anderen Kanalhäusern auch, erweitert sich dieses allerdings ebenfalls deutlich nach hinten hinaus, wo es dann knapp sieben Meter misst und daher natürlich nicht den Titel des kleinsten Hauses tragen darf. Nichtsdestotrotz lohnt sich hier aber auch eine rückseitige Besichtigung, denn der Anblick vom Kanal aus ist bemerkenswert.
 
Das wahrhaftig kleinste Haus von Amsterdam befindet sich allerdings in der Oude Hoogstraat 22, unmittelbar im historischen Zentrum der niederländischen Hauptstadt. Am besten gelangen Sie über den Oudezijds Achterburgwal oder den Kloveniersburgwal, vorbei an einer Vielzahl weiterer sehenswerter Gebäude, oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin. Die Linien 51, 53 und 54 halten an der Nieuwe Hoogstraat, von wo es dann nur noch ein kurzer Fußweg zum Ziel ist. In unmittelbarer Nachbarschaft (Hausnummer 24) befindet sich die ehemalige Zentrale der Vereenigde Oostindische Compagnie, kurz VOC. Zwar hat sich heute die Philosophische Fakultät der Universität im Haus niedergelassen und nur noch ein unscheinbares Emblem über dem Portal erinnert daran, dass die VOC im goldenen 17. Jahrhundert hier ihr Hauptquartier hatte. Aber mit ein bisschen Fantasie kann man sich die Gerüche von Muskat und Gewürznelken noch lebhaft ins Gedächtnis rufen, welche damals zwischen den Gebäuden der Oude Hoogstraat hingen. Sie waren Ausdruck des Reichtums, den die Niederlande insbesondere durch ihre Kolonialaktivitäten erlangt hatten und Amsterdam zu einer zuvor unbekannten Blütezeit verhalf. Das kleinste Haus selbst wurde erst nachträglich zwischen der zentralen Niederlassung des VOC und dem berühmten Tor der Waalse Kerk erbaut. Dieses Kirchentor stammt aus dem Jahr 1616 und wurde von Hendrik de Keyser, einem bekannten Architekten der damaligen Zeit, errichtet. Es diente bei Beerdigungen als Durchgang, durch den die Särge nach Abschluss der Trauerfeier aus der Kirche hinaus Richtung Friedhof transportiert wurden.

Tea time im kleinsten Haus von Amsterdam

Das kleinste Haus wurde 1738 erstmals urkundlich erwähnt und diente dem Uhrmacher J. Tenking als Werkstatt. Seine geringen Maße von nur 2,02 Meter Breite und 5 Meter Tiefe stellten für dieses filigrane Handwerk keinerlei Probleme dar und so fügte sich das Haus nahtlos in die umliegenden Geschäfte ein – immerhin war die Oude Hoogstraat seit jeher eine beliebte Einkaufsstraße. Über die Jahre ließen sich einige Geschäftsleute im Haus nieder und eröffneten hier ihren im wahrsten Sinne kleinen Laden, doch findet sich derzeit kein Nachweis über seine Funktion im 19. Jahrhundert. Ab 1918 wird die Geschichte mit einem Bild eines Zigarrengeschäfts aber wieder lebendig und noch 1991 eröffnete der kleinste Blumenladen Amsterdams seine Pforten, bevor das Haus ab 2002 zum Wohnhaus umfunktioniert wurde. 12 Jahre war das Innere dadurch für die Öffentlichkeit nur noch bedingt zugänglich, bis man sich im Jahr 2014 wieder zur gewerblichen Nutzung entschloss. Im Juni 2014 fand die feierliche Eröffnung des kleinsten Tee-und-Keramik-Hauses der Stadt statt, welches seinen Gäste auch heute noch auf den lediglich neun Quadratmetern eine große Anzahl offener Tees, eine Auswahl bereits verpackter Sorten, Tee-Accessoires und diverse Geschenk-Sets anbietet.

Altstadtrundgang durch Amsterdam: Sehenswürdigkeiten und Attraktionen

Die fesselnde Geschichte des Viertels und die heutige Nutzung des Hauses wecken spürbar die Lust, noch mehr zu erkunden und zu erleben. Das kleinste Haus selbst empfängt seine Besucher stets freundlich und die Architektur der Altstadt lässt jeden in alte Zeiten eintauchen. In unmittelbarer Nähe befinden sich das umstrittene Hash Marihuana & Hemp Museum mit einer sehr interessanten Ausstellung zu Anbau und Gebrauchsmöglichkeiten der Hanfpflanze, das Rembrandthuis, wo der Künstler 20 Jahre lebte und viele seiner Werke ausgestellt sind, sowie die älteste Kirche von ganz Amsterdam – die Oude Kerk. Diese liegt inmitten des berühmten Rotlichtviertels der Stadt, welches aber insbesondere tagsüber völlig harmlos ist und durchaus sogar mit Kindern besucht werden kann. Insgesamt bietet Amsterdam seinen Besuchern eine sehr große Zahl an Attraktionen, sodass man rund um das kleinste Haus viele schöne Stunden verbringen kann. Nahezu alle Amsterdamer Sehenswürdigkeiten sind fußläufig erreichbar, und selbst wenn man etwas außerhalb übernachtet, bietet das hervorragende öffentliche Verkehrsnetz perfekte Voraussetzungen sowohl für einen Kurztrip als auch ausgiebige Besichtigungen.

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Autorin: Lana de Wit

Guest Relations Manager im Anantara Grand Hotel Krasnapolsky

Mein Name ist Lana de Wit, Guest Relations Manager im Anantara Grand Hotel Krasnapolsky. Gemeinsam mit dem Team für Gästebetreuung und Gästeservice sorgen wir dafür, dass alle Gäste im Hotel die bestmögliche Erfahrung machen und ihre besonderen Wünsche, Feierlichkeiten und Erwartungen berücksichtigt werden. Ich schöpfe Energie aus der Lösung von Problemen und strebe stets nach dem Bestmöglichen. Die Tatsache, dass jeder Tag anders ist und voller Überraschungen steckt, begeistert mich. Schon als kleines Mädchen wollte ich immer im Krasnapolsky arbeiten, daher ist es ein Traum, hier in den letzten Jahren mit meinen fantastischen Kollegen arbeiten zu dürfen. Meine größte Mission ist es, jeden Gast mit außergewöhnlichen Geschichten und unvergesslichen Erinnerungen nach Hause gehen zu lassen. Ich freue mich darauf, Sie hier in Amsterdam willkommen zu heißen und Ihnen das wahre Anantara-Erlebnis zu bieten!

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