Das letzte Abendmahl Leonardo da Vincis – auf seinen Spuren in Mailand

Vor allem Leonardos geniales Wandgemälde "Das letzte Abendmahl" sorgt seit jeher für großes Aufsehen und begeistert Kunsthistoriker wie auch Schriftsteller. Tickets sind limitiert – ein Besuch will gut geplant sein

Tipps von der NH Hausdame

Im Jahre 1482 trat Leonardo da Vinci in die Dienste der in Mailand herrschenden Adelsfamilie Sforza und wurde in kurzer Zeit führender Künstler des Hofes. Während seiner siebzehn Mailänder Jahre schuf er Gemälde und viele seiner visionären Skizzen und Zeichnungen. Er beschäftigte sich mit Musik und Dichtkunst und schrieb kunstvolle Vortragstexte, ließ technische und anatomische Studien in seine Arbeiten einfließen. Wenn Sie den Mailänder Dom besichtigen, finden Sie auch ein Zeugnis von Leonardo als Baumeister, da er an Plänen zur Vollendung mitarbeitete.

"Das letzte Abendmahl" in Mailand

Neben der Mona Lisa ist "Das letzte Abendmahl" Leonardo da Vincis wohl berühmtestes Gemälde. Im Auftrag des Herzogs Ludovico Sforza entstand es von 1494 bis 1498. Leonardo malte es auf die Nordwand des Speisesaals im Dominikanerkloster Santa Maria delle Grazie in Mailand. Das etwa 9,10 Meter breite und 4,20 Meter hohe Gemälde bildet den Moment ab, in dem Jesus mit seinen Jüngern beim Abendmahl zusammensitzt und ihnen soeben erklärt hat: "Einer unter euch wird mich verraten." Die frappierend lebensnahe Mimik der Jünger repräsentiert die vielfältige Reaktion auf diese Worte. In zahlreichen Skizzen hat sich Leonardo die endgültige Gestaltung des Bildes erarbeitet, das vor allem durch seine perspektivische Tiefe und die detailverliebte, realitätsnahe Darstellung als Meilenstein der Renaissancemalerei gilt. So wurde "Das letzte Abendmahl" im Jahre 1980 auch gemeinsam mit dem Kloster zum Weltkulturerbe erklärt.

Zwischen wissenschaftlicher Analyse und Verschwörungstheorie

Schon wenige Jahre nach seiner Entstehung galt das Gemälde als Sensation und war aufgrund seiner Thematik und seinem Aufbau geheimnisumwittert. Viele Hobbyforscher und Wissenschaftler ließen sich von einzelnen Details zu Spekulationen anregen. Was bedeuten die Teppiche an den Wänden? Wie ist der Gesichtsausdruck der einzelnen Jünger zu deuten? Die Verschwörungstheorien gipfelten in Dan Browns Erfolgsroman „Da Vinci Code“, in dem unter anderem behauptet wurde, hinter dem Jünger Johannes verberge sich in Wahrheit Maria Magdalena.

Restaurierung

Da Leonardo das Gemälde mit Temperafarben auf den trockenen Gips des Mauerwerks auftrug, war es von Anfang an sehr anfällig. Schon früh wurde versucht, das Gemälde zu bewahren, doch die ersten Restauratoren gingen bei ihrer Arbeit eher eigensinnig vor: Manch ein Jünger erhielt einen Bart, der ursprünglich blonde Matthäus wurde schwarzhaarig, viele Gesichter wurden verformt. Erst in den 1970er Jahren hat man die passenden Mittel gefunden, um den fortschreitenden Verfall zu verlangsamen. In wissenschaftlich fundierter, akribischer Arbeit wurde "Das letzte Abendmahl" wieder in seiner ursprünglichen Gestalt hergestellt. Diese aufwendige Arbeit dauerte mit Unterbrechungen 22 Jahre, doch sie lohnte sich: Ungeahnte Details des Originals kamen zum Vorschein, beispielsweise eine Tischtuchnaht oder Spiegelungen in den Wassergläsern.

Limitierte Vergabe der Tickets

Das Gemälde wurde nun auch räumlich besonders geschützt: Doppelt schließende Türen und die Verlegung des Eingangs in einen Seitenkorridor sollen den Schmutz fernhalten. Ein großer Feind des Gemäldes ist nach wie vor die Feuchtigkeit, die sich trotz Klimaanlage im Raum hält. Deshalb dürfen in der Regel nur 15 Personen gleichzeitig den Raum betreten. Tickets sollte man frühzeitig, am besten online buchen, mehrere Anbieter stehen dafür zur Verfügung. Montags ist das Museum geschlossen, dafür hat es am Wochenende bis spät abends geöffnet. Zu erreichen ist das Kloster auch mit der U-Bahn: Aus der Linie M1 steigt man an der Station Conciliazione aus, die Linie M2 verlässt man an der Station Cadorna.

Leonardos da Vincis Spuren in Mailand

In Mailand stößt man auf viele Spuren Leonardo da Vincis. Im Castello Sforza gestaltete er 1498, während seiner Schaffenszeit an dem Gemälde "Das letzte Abendmahl", das Turmzimmer Sala delle Asse. Mit Temperafarbe und einigen Helfern malte er ein Deckenfresco aus ineinandergreifenden Bäumen und kunstvoll miteinander verflochtenen Ästen, Zweigen und Blättern. Das Castello Sforzesco liegt zentral im Nordwesten der Altstadt an der Piazza Castello. Aus der U-Bahn-Linie M1 muss man an der Station Cairoli Castello aussteigen.
 
In der Pinacoteca der Biblioteca Ambrosiana hängt das berühmte "Bildnis eines Musikers", das in Leonardos Mailänder Jahren entstanden ist. Auf eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte blickt das Reiterstandbild "Cavallo di Leonardo" zurück. Für eine Reiterstatue Francesco Sforzas widmete sich Leonardo mit ungewöhnlicher Detailtreue der Anatomie und den Bewegungsabläufen eines Pferdes. Erst 500 Jahre später wurden die Skizzen in einem sieben Meter hohen Reiterstandbild tatsächlich umgesetzt. Es ist seit 1999 im Hippodrom im Stadtteil San Siro zu bewundern.

Aus politischen Gründen musste Leonardo da Vinci im Jahre 1499 Mailand verlassen, die Stadt gedenkt jedoch bis heute ihres berühmten Bürgers und bietet zahlreiche Programme zu Leben und Werk des Universalgenies.


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